Bericht 1. Landesgruppentreffen und Studienreise ins „Campus Galli“ 19.-21.April 2024

Landesgruppe Rheinland-Pfalz / Hessen / Saarland

Die Sonne hatte uns die Woche vor unserem Treffen schon mit fast sommerlichen Temperaturen aus dem Winterschlaf geholt, aber an unserem Wochenende volle Kanne zurück in den Winter geschickt. Es hat aber keinen abgeschreckt den langen Weg über unsere Landesgruppengrenze zu wagen, es sind alle 26 Freunde und Kollegen fast rechtzeitig in der JH Sigmaringen eingetroffen. Nach der Zimmerverteilung ging es direkt zum Abendessen und anschließend in den Tagungsraum zu unserer JHV mit Wahlen. Nach dem Bericht aus dem Vorstand und der erweiterten Vorstandsitzung in der Woche zuvor in Fulda wurde gewählt. Der Vorstand unserer Landesgruppe setzt sich nun folgend zusammen:  Thomas Edrich und Martin Trebing als gleichberechtigte Doppelspitze, André Lange weiterhin als Kassenwart und neu dabei Rainer Justies, verantwortlich für das Mitgliederverzeichnis und Robert Böning, verantwortlich für die Zeitung. Alle Gewählten nahmen die Wahl an und bedanken sich für das entgegengebrachte Vertrauen. Nachdem die Nuss mit der Wahl geknackt war, ging es zum gemütlichen Teil über der kurz vor halb-zwei in der Nacht sein Ende fand, wir hatten die JH Gott sei Dank an dem Wochenende für uns allein! Der nächste Morgen startete mit einem ordentlichen Frühstück und der pünktlichen Abfahrt zum „Campus Galli“, das Wetter war wie angekündigt kalt aber zum Glück an beiden Tagen trocken von oben. Durch die hervorragende Organisation von Björn Toelstede brauchten wir nicht an der Kasse anstehen und sind zügig von unseren zwei Führern durchs Mittelalter, Frau Löchel und Herr Beck in Gewandung abgeholt worden.

Den meisten ist das Projekt „Campus Galli“ in groben Zügen bekannt, es wird dort versucht eine Anlage nach dem Klosterplan von St.Gallen zu errichten und zwar nur mit den damals vermutlich zur Verfügung stehenden Mitteln und Materialien. Der Plan zeigt zwar den Grundriss der Anlage, aber keinerlei Höhen, Öffnungen oder Schnitte der Gebäude, somit wurden wie bei dem Hühnerhaus 7 verschiedene Modelle möglicher  Konstruktionen erstellt und sich dann für die aus Befunden wahrscheinlichste Variante aus Holzfachwerk, Stroh und Lehm entschieden. Den Alemannen der damaligen Zeit war der Steinbau kulturell unbekannt, wohl auch ein Grund warum sich Karl der Große bewusst zum röm. Kaiser krönen lies, um an die römische Hochkultur anzuschließen und den Steinbau anzunehmen und zu fördern. Wie weit die Römern den Alemannen voraus waren, sollten wir am nächsten Tag sehen. Gebaut und gearbeitet wird dort wirklich mit einfachsten Mitteln und Werkzeugen, die sich aber nicht groß unterscheiden zu denen, die wir noch vor 200 Jahren benützten, wie ein Moorfund einer 2000Jahre alten Werkzeugkiste beweist. So konnten wir eindrucksvoll beobachten wie ein Zimmermann nur mit einem Beil akkurat einen Balken aus einem Stamm beilt, ein Steinmetz aus einem roten Sandsteinblock einen Quader schlägt und der Schmied das passende Eisen dazu schmiedet. Eine Töpferin hat den Ton von Hand gereinigt der nebenan aus der Lehmgrube geholt wurde und getrocknete Tonwaren im selbstgebauten Lehmgrundofen gebrannt wurden. Kräuter, Gemüse und Obst werden auch im CG angebaut und verarbeitet wie wir sehen durften. Glücklicherweise hat an dem Tag die Färberei Wolle und Leinen mit Färberkrapp, einer Wurzel, gefärbt. Nebenbei, die Gewandung unseres Führers würde nach heutigen Maßstäben an Zeitaufwand und 12€ Mindestlohn ca. 21000€ kosten! Also trugen fast alle im Mittelalter BOSS, Gucci und wie die alle heißen.

Am nächsten Tag sollte es in das „Römische Freilandmuseum“ in Hechingen-Stein gehen, ging es auch aber mit einiger Verspätung, weil heftiger Schnellfall und auch die schon sommerliche Bereifung vieler Verkehrsteilnehmer über die Alb die Ankunft verzögerten. Herr Schollian, der Entdecker der Anlage, hat geduldig gewartet und uns dann fachkundig durch die Anlage geführt. In einem Wald fand er in den 70ern Grundmauern eines römischen Villenkomplex mit Umfassungsmauer, Toren, Mühle, Badehäuser, Latrinen, der Villa mit Fußbodenheizung und noch teils erhaltenen Kalkziegelböden (Terrazzo) und einzigartig nördlich der Alpen einem Tempelbezirk. Die Villa und der Tempelbezirk sind nach guter Befundlage rekonstruiert worden und zeigen einem anschaulich das Leben der damals ca. 200 Menschen in der Villa Rustica. Verglichen mit dem Leben im Campus Galli, das ja ca. 500Jahre später stattfindet wahrlich fortschrittlich.

Fazit der Reise: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt und auch für die Zukunft ist ein Besuch beider Anlagen zu empfehlen. Denn es geht ja weiter, im CG wird wahrscheinlich die nächsten 90 Jahre noch am Mittelalter gebaut und auch neue Funde außerhalb der Umfassungsmauern der Villa Rustica und das Engagement der freiwilligen und ehrenamtlichen lassen hoffen.